Wir sind "einfach da, wenn man uns braucht!"

Elzer Kneipenbesucher unterstützen Verein, der selbst auf Unterstützung angewiesen ist

Die Dehrner Krebsnothilfe e.V. wirbt um Unterstützung ihrer Arbeit und freut sich vor ihrer Kontaktstelle in der Altstadt über die finanzielle Zuwendung aus der Elzer „Kleinen Kneipe“. – Von links: Kathrin Hahn (Mitarbeiterin in der Kontaktstelle), die 2. Vorsitzende Gaby Sauer, 1. Vorsitzende Gabi Vitt, Gastwirt Andy und Tochter Alicia.

Von Dieter Fluck

ELZ. Weit mehr als eine halbe Million Menschen erhalten jedes Jahr in Deutschland die Diagnose Krebs. Tendenz steigend. Das bekommt auch die Dehrner Krebsnothilfe zu spüren, die bereits im 28. Jahr Betroffenen und ihren Angehörigen ehrenamtlich Beistand leistet. Die Hilfen sind vielseitig, aber auch kostspielig. Daher ist der gemeinnützig tätige Verein auf jede Spende angewiesen.

Einmal mehr hatte der Verein Grund zur Freude. Gastwirt Andy, der in Elz die „Kleine Kneipe“ führt, überbrachte mit Tochter Alicia in der Limburger Kontaktstelle Kleine Rütsche eine Spende über 400 Euro. Es war der Erlös einer Erdnussparty, bei der sich die Gäste an deutschen Schlagern mit passenden deftigen Gerichten stärken und bei einer Verlosung auf schöne Preise freuen durften. Der Gastronom dankte seinen Gästen für ihren Einsatz.

„Wir sind auf jede Spende angewiesen und dafür sehr dankbar“, sagten die Vorsitzende der Krebsnothilfe, Gabi Vitt, und die Zweite Vorsitzende Gaby Sauer. Vor dem Hintergrund anhaltender Probleme, mit denen Gastronomen nach Ende der Pandemie durch hohe Energiekosten und Personalmangel zu kämpfen hätten, sei diese Spende keine Selbstverständlichkeit. Das sogenannte Kneipensterben mache auch vor Heimatregion nicht halt. Spendenaktionen wie diese zeigten, dass die Dehrner Krebsnothilfe mit ihrer Arbeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Einzelbegleitung für 48 Personen

Gaby Vitt berichtete, allein im vergangenen Jahr habe der Verein 48 Personen eine psychologische Einzelbegleitung ermöglicht: 24 Frauen, zwölf Männern und zwölf Kindern, acht Personen durch finanzielle Zuwendungen aus der Not geholfen und zahlreiche Beratungsgespräche geführt, telefonisch ebenso wie in der Kontaktstelle.

Neues Projekt „OnkoAktiv“

Die Vorsitzende erwähnte das neue Projekt „OnkoAktiv“. In Kooperation mit ausgewählten Fitness- und Gesundheitszentren ermöglicht der Verein an Krebs erkrankten Menschen, zur Bewältigung ihrer Erkrankung an speziellen Trainingseinheiten teilzunehmen. Persönliche Erfahrungen und wissenschaftliche Studien belegten, dass sich Sport und Bewegung positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Diese Chance gelte es zu nutzen.

Bekanntlich könne es bis zu einem Jahr dauern, bis Hilfsbedürftige nach einer Kostenzusage der Kassen einen Platz zur psychotherapeutischen Behandlung erhalten, sagte Gaby Sauer. Darauf könnten Betroffene nach der Diagnose Krebs nicht warten, weshalb der Verein ein eigenes Netzwerk mit Fachleuten aufgebaut habe.

KONTAKT UND SPENDEN

Wer mehr über die Dehrner Krebsnothilfe erfahren möchte, findet sie im Internet unter www.dknh.de – Sie ist telefonisch unter der Rufnummer 06431 – 973914 erreichbar, per Mail: kontakt@dknh.de – Für Besucher ist die Kontaktstelle in der Limburger Altstadt, Rütsche 3, dienstags und samstags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Dort ist auch Informationsmaterial erhältlich. – Es gibt zwei Spendenkonten: IBAN DE11 5105 0015 0527 0114 50 und DE79 5115 0018 0010 0024 59.




Tobias Eckert zu Besuch in der Kontaktstelle der Dehrner Krebsnothilfe

Der heimische SPD-Landtagsabgeordnete Tobias Eckert kam im Juni zu einem Informationsbesuch in unsere Kontaktstelle. Mit der ersten Vorsitzenden Gabi Vitt und ihrer Stellvertreterin Gaby Sauer sprach er über den verlagerten Schwerpunkt der Arbeit des Vereins. Die Anfragen gingen meist weg von medizinischen Fragestellungen hin zu psychoonkologischen Unterstützungsleistungen sowie Hilfeersuchen bei sozialrechtlichen Problemstellungen. Mit Hilfe unseres Therapeuten-Netzwerks können wir auf einer niederschwelligen Ebene den Betroffenen sehr gute Hilfe leisten und so in vielen Fällen eine psychiatrische Intervention verhindern. Schwieriger ist allerdings die Hilfe bei sozialen Problemen für uns, allen voran die dauerhafte Lösung finanzieller Schwierigkeiten Krebserkrankter. Kurzfristig können wir viele Betroffene unterstützen, zeichnen sich aber immer wiederkehrende strukturelle Verwerfungen auf, sind uns als kleiner regionaler Verein die Hände gebunden.

Da müsste die Politik tätig werden und die finanzielle Situation/Not Krebskranker, ihrer Familien und besonders bei Einkommensschwachen mehr in den Blick nehmen und Angebote machen. Auch die lebenslangen Nachteile bei Krebserkrankungen, wie z.B. eingeschränkte Berufswahl, Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche, niedrigeres Einkommen als vor der Erkrankung, sozialer Abstieg, sollten ganz verschwinden oder zumindest sozial verträglich abgefangen werden. Unser Sozialsystem sollte für Alle verständlicher und der in Deutschland übliche hohe bürokratische Aufwand abgebaut werden. Eine bessere Vernetzung der verschiedenen Zuständigkeiten erhöht die Chancen, die Ressourcen besser zu nutzen und den Hilfesuchenden ein komplettes Angebot zu erstellen.

Mit Herrn Eckert wurden Eckpunkte unsere Forderungen diskutiert wie z.B. verlässlicher Anspruch auf Krankengeld und Anpassung der Zahlungsdauer an die Behandlungsdauer. Erleichterung der Rückkehr in ein Arbeitsverhältnis bzw. Anhebung der Erwerbsminderungsrente. Berufliche REHA-Angebote müssen ausgebaut werden. Was die Beratung angeht sollte es eine unabhängige sozialmedizinische Beratung in allen onkologischen Zentren und beim niedergelassenen Onkologen geben. Alle onkologischen Patienten sollten Zugang zum Case Management haben, um unter den komplexen Bedingungen des deutschen Sozialsystems abgestimmte und planvolle Hilfemöglichkeiten zu erhalten.

Herr Eckert dankte den beiden Vorsitzenden stellvertretend für alle Aktiven des Vereins für den regen Austausch und die nicht mehr wegzudenkende Arbeit des Vereins und verließ, mit Infomaterialien ausgestattet, die Kontaktstelle.





Eine Woche voller Bewegung

Als Einrichtung, die sich der nachhaltigen körperlichen wie auch geistigen Ertüchtigung ihrer Schülerinnen und Schüler verschrieben hat, sind entsprechende Angebote fester Bestandteil des Alltags an der Erlenbachschule in Elz– am Vormittag wie auch Nachmittag. Ein durch das Hessische Kultusministerium ausgerufener Bewegungstag kam da gerade recht, und wurde im Rahmen einer Bewegungswoche durch diverse Aktivitäten an der Schule abgerundet. Höhepunkt war der Aufbau eines mobilen Spielplatzes auf dem Schulhof. Diesen hatte die Erlenbachschule bereits Ende 2022 in einem von der Caritas ausgelobten Wettbewerb an Stankt Martin gewonnen.

Nachdem sich im Rahmen der Bewegungswoche die Grundschule am Mittwoch, dem 24. Mai, auf dem Schulhof getroffen hatte, um einen Flashmob zu tanzen, baute am Donnerstag das Spielmobil-Team des Bistums Limburg bereits gegen 7.30 Uhr einen mobilen Spielplatz mit zahlreichen Stationen auf dem Schulhof auf. Organisiert durch Edwin Borg, Leiter des Dezernates Kinder, Jugend und Familie der Fachstelle Familienpastoral, war der mobile Spielplatz innerhalb einer Stunde zur Eroberung durch die Grundschulkinder bereit. Das warme und sonnige Wetter bot dabei den perfekten Rahmen für die folgenden Aktivitäten.

Aber wieso schaut ein mobiler Spielplatz bei der Erlenbachschule vorbei – die doch ohnehin schon einen sehr vielfältigen, mit Unterstützung von Eltern, Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern angelegten Abenteuerspielplatz verfügt? Nun, diesen besonderen mobilen Spielplatz der Caritas hatte die sehr aktiv ins gesellschaftliche Leben der Stadt Elz und ihrem Umland eingebundene Schule mit einer Sankt Martins-Aktion im November 2022 gewonnen. Der Tradition „vor Corona“ folgend hatten sich alle Schülerinnen und Schüler der Grundschule mit ihren Lehrkräften getroffen, um Martinslieder singend und Laternen leuchtend in die Elzer Kirche einzuziehen. Dort erwartete die Schulgemeinde der Jahrgang 3 mit einem wunderbar inszenierten Martinsspiel. Währenddessen hatten sich fleißige Eltern in der Schule eingefunden, um für einen guten Zweck aus Teigspenden der Elternschaft Waffeln zu backen und zu verkaufen.

Im Rahmen der offiziellen Begrüßung und Eröffnung des mobilen Spielplatzes erfolgte nun auch die Übergabe der Spende durch die stellvertretende Rektorin der Erlenbachschule, Diana Zadrus. Sie übergab an den Dehrner Krebsnothilfe e.V. einen Scheck in Höhe von 400 Euro. Gaby Sauer, 2. Vorsitzende des Vereins, zeigte sich hoch erfreut und überaus dankbar über den Beitrag der Erlenbachschule: „Toll, dass gerade Kinder aktiv in eine Spendenaktion involviert sind. So wird deutlich, dass man auch im jungen Alter und mit überschaubaren finanziellen Beiträgen Bedürftige unterstützen kann.“ Laut Gabi Sauer wird die Spende in die Aktivitäten der Dehrner Krebsnothilfe einfließen. So werden beispielsweise Kontakte zu Psychoonkologen und zur Unterstützung des familiären Umfeldes hergestellt und finanzielle Unterstützung bei durch Krebs entstandenen Notfällen gewährt. Besonders stolz ist Gaby Sauer auf das Angebot „Onkoaktiv“, an dem zertifizierte Sportstudios dem Krankheitsstand entsprechende Therapiepläne erstellen.


Nach dieser kurzen Einführung ging es mit größter Begeisterung seitens der Kinder auch schon los: Sie konnten in mehreren Durchgängen ausgiebig die zahlreichen Stationen erproben. Dazu zählten ein barfuß zu durchlaufender Balancierparcours, der Bau und die Bespielung riesiger Kugelbahnen, das Werfen von  Schwungtüchern sowie diverse Stationen zum Balance-Training. Besondere Gebäude entstanden aus Holzbausteinen, die zu riesigen Türmen oder Klassenmaskottchen-Behausungen gestapelt wurden. Intensive sinnliche Erfahrungen machten die Kinder mit Tastkästen, Regenbogenbrillen und Spiegeln. Abgerundet wurde das Angebot mit Fotos aus der Fotobox, mit der – eifrigst frequentiert – lustige Erinnerungsfotos für Einzelne wie auch kleine Teams geschossen wurden.

So wurde aus vielen tollen Puzzle-Teilen und dem Aufruf des hessischen Kultusministers Prof. Dr. Lorz zur Sport- und Bewegungsförderung im Rahmen eines sportlich-bewegten Schultages eine bewegungsreiche Woche, in der auch der Martinsgedanke des Teilens mit anderen Menschen sehr anschaulich gelebt wurde.




Gefühle ausdrücken

Eine Maske tragen
Foto: Mari-Loli / pixabay.com

In diesem Jahr möchte ich mich einmal dem „Ausdrücken von Gefühlen“ widmen.

Es fällt uns oft schwer unsere Gefühle zunächst wahrzunehmen und sie möglicherweise auch noch verbal auszudrücken. Viele derzeit lebende Menschen oder auch deren Kinder sind noch in der Nachkriegszeit geboren. In dieser Zeit war es meistens verpönt über Gefühle zu reden und diese tatsächlich auszusprechen. Die oft konservative Erziehung hat es uns nicht erlaubt, ihnen Raum zu geben, sie wurden oft als nicht richtig angesehen.

Was sehr geschätzt wurde, war „die richtige Art zu denken“. Wir wurden eher dazu trainiert „außenorientiert“ zu leben, als mit uns selbst in Kontakt zu sein. Wir lernen „in unserem Kopf“ zu sein und uns zu fragen: “Was denken wohl die anderen, was ich sagen und tun sollte?“

Oft bleiben die Gefühle in uns begraben und verstärken unser körperliches Unwohlsein, wobei es oft diffus ist und wir es nicht genau benennen können.

Der Preis dieser Unterdrückung ist oft hoch und kann uns schlussendlich teuer zu stehen bekommen. Die Vorteile einer Erweiterung unseres Gefühlswortschatzes liegen auf der Hand, nicht nur in engen Beziehungen, sondern insgesamt in unserem Zusammenleben.
Liebe Leser/-innen, ich möchte es Ihnen heute einmal schmackhaft machen Ihren Gefühlswortschatz aufzubauen bzw. zu erweitern, um dann die körperliche Erleichterung zu erfahren, die es uns bringt, wenn Gefühle ehrlich ausgesprochen werden.

Wenn wir unsere Gefühle ausdrücken wollen, dann hilft es uns, Wörter zu benutzen, die spezifische Gefühle benennen, statt solcher, die vage oder allgemein sind.

Wenn wir z. B. sagen „Ich habe ein gutes Gefühl“, dann kann das bedeuten, dass wir glücklich sind, aufgeregt, erleichtert oder lebendig, unbeschwert, zuversichtlich, locker, angenehm oder zufrieden….!

Sie sehen, es gibt unzählige Möglichkeiten, unser Gefühl anders auszudrücken und dem Zuhörer mit dem, was wir wirklich fühlen, leicht in Kontakt zu kommen. Es kann bei der Konfliktlösung hilfreich sein, wenn wir uns zugestehen, mit dem Ausdrücken unserer Gefühle auch unsere Verletzlichkeit zu zeigen. Ein passendes Gedicht dazu:

Die Maske

Immer eine Maske
Gehalten in einer schmalen Hand, weißlich
Immer eine Maske vor Ihrem Gesicht –
Das Handgelenk
Hielt sie leicht
Erfüllte treu die Aufgabe:
Jedoch manchmal
War da nicht ein Beben,
Zitterten die Fingerspitzen,
Nur ganz leicht-
Während sie die Maske hielten?
Jahr für Jahr wunderte ich mich
Traute mich aber nicht zu fragen
Und dann-
Trat ich ins Fettnäpfchen,
Schaute hinter die Maske
Und fand
Nichts-
Sie hatte kein Gesicht.
Aus ihr war
Bloß noch eine Hand geworden
Die eine Maske hält
Anmutig.

Dieses Gedicht ist aus dem Buch: Gewaltfreie Kommunikation, Eine Sprache des Lebens, von Marshall B. Rosenberg, welches ich sehr empfehlen kann, um sich mit diesem Thema näher auseinanderzusetzen.

Ich wünsche Ihnen durch die Anwendung „der gewaltfreien Kommunikation“ Ihrem Gegenüber besser zuzuhören und dadurch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Darüber hinaus zu lernen, wie Sie sich klarer ausdrücken und damit ehrlich Ihre Gefühle mitteilen können.
Herzliche Grüße von

Doris Mill




Achtsamkeit in der therapeutischen Begleitung krebserkrankter Menschen und deren Angehörigen

Achtsamkeitsübung
Foto: laurajuarez / pixabay.com

In Folge einer Krebserkrankung und deren meist länger dauernden Therapie kann das psychische Gleichgewicht der betroffenen Menschen und deren Angehörigen ins Wanken geraten. Daraus kann eine erhöhte psychische Belastung resultieren.

Achtsamkeitsübungen und das Erkennen eigener Bedürfnisse können unterstützen, die Balance wieder zurückzuerlangen.
Achtsamkeit ist eine fundierte Therapiemethode, die sich heute zunehmender Beliebtheit erfreut. Sie wurde in den 1970er Jahren von Prof. Jon Kabat-Zinn an der Universitätsklinik Massachusetts entwickelt und ist hierzulande unter dem Begriff MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) zu Deutsch: Stressbewältigung durch Achtsamkeit bekannt.

Schon seit längerer Zeit hat die psychologische Wissenschaft entdeckt, dass die fernöstlichen Techniken der Achtsamkeit und Meditation eine tiefgreifende positive Wirkung auf die Gesundheit haben. So weiß man schon seit längerem, das Menschen die meditieren, sehr viel ausgeglichener, ruhiger und Stressresistenter sind.

Was sich nun vielleicht etwas esoterisch anhört und dadurch den einen oder anderen abschrecken mag, ist eine fundierte Therapiemethode. Ihre Wirksamkeit ist gut erforscht und von der Schulmedizin anerkannt.

Ziel ist es aufmerksam mit den eigenen Gefühlen und dem eigenen Körper umzugehen um dadurch ein tieferes Verständnis für sich selbst und die Umwelt zu entwickeln.

Ein wesentlicher Bestandteil der Achtsamkeit ist da Wahrnehmen und Erkennen der eigenen Bedürfnisse. Hier geht es darum, möglichst klar aktuelle Wünsche und Ziele für die eigene momentane Lage zu formulieren sowie Prioritäten für das eigene Leben herauszuarbeiten. Hier begegnen wir natürlich auch unseren Ängsten und Sorgen und auch den eigenen Vermeidungs- und Unterdrückungstendenzen. Ein Sprichwort sagt: „der Weg ist da wo die Angst ist“.

Wir lernen unsere Gefühle, wie Angst, Wut, Trauer, usw. da sein zu lassen und zu beobachten. Aus der Beobachterperspektive sind die Gefühle und Gedanken weniger belastend, weil wir einen Abstand dazu haben.

Entscheidend bei der Achtsamkeit in Bezug auf Angstgefühle ist es, weder vor der Angst zu fliehen und sie zu vermeiden, noch gegen sie anzukämpfen. Das sind nämlich die häufigsten Reaktionen mit denen von Angst betroffene Menschen reagieren und die leider dazu führen, dass sich die Angst verfestigt und die Flexibilität der Angst-Betroffenen immer weiter einschränkt wird. Ziel der Achtsamkeitslehre, bzw. der Achtsamkeitstherapie ist es hingegen, mit der Angst zu leben und trotz der Angst weiter zu machen, ohne gegen sie zu kämpfen.

Bildlich dargestellt würde es so aussehen: ich nehme die Angst an die Hand und die Angst geht mit, anstatt die Angst hat mich an der Hand und ich gehe mit.

Achtsamkeit, also die bewusste, nicht wertende Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt, kann dabei Unterstützung geben mit den Unsicherheiten und Ängsten die durch die existentielle Krise einer Krebserkrankung entsteht, umzugehen.
Angebote zum Stressabbau sind für Menschen in allen Lebenslagen hilfreich, ganz unabhängig von einer Krebserkrankung. Gerade während einer Erkrankung kann Achtsamkeit hilfreich sein, um sich besser zurecht zu finden und psychisch stabiler zu werden.

An dieser Stelle möchte ich ein Märchen mit Ihnen, liebe Leser, teilen. Lassen Sie uns gemeinsam bewusst werden, dass uns ständiges Bewerten und Beurteilen von der Achtsamkeit ablenkt und das Leben im „Hier und Jetzt“ verhindert.
Und, dass es immer unsere Entscheidung ist, den Tagen mehr Leben zu geben.

Tauchen sie ein in die Welt dieses kleinen Märchens und nehmen Sie mit allen Sinnen wahr, was es in diesem Augenblick des Lesens zu Sehen, zu Hören, zu Riechen und vielleicht zu Fühlen gibt.

Frühlingsblumen
Foto: WilfriedWende / pixabay.com

Plötzlich war es warm geworden. In wenigen Tagen hatte sich die Natur gewandelt, war aufgewacht. Osterglocken, Tulpen und Narzissen schmückten wieder die Beete der Gärten und Parkanlagen, und die Zweige der Forshythien hingen voller gelber Dolden.

Auch die Magnolien warteten schon darauf, ihre Knospen aufspringen zu lassen. Draußen auf der Wiese blühten die ersten Veilchen. Gänseblümchen streckten ihre gelben Augen der Sonne entgegen, und die Krokusse schauten wie bunte Ostereier aus dem Gras.

Beglückt wanderte ich durch die erwachende Natur. Welche Vielfalt brach da aus der Erde! Ein Wunder! „Was sind das für geheime Kräfte? Wo kommen sie her? Wo liegt ihr Ursprung?“ so fragte ich mich.

Eine leise Stimme antwortete mir. „Aus den Gedanken des Schöpfers sind wir entstanden, genau wie ihr.“ Ich horchte auf. Die Stimme kam wohl von dem Veilchen zu meinen Füssen. Verwundert bückte ich mich hinab und sog den Duft der kleinen violetten Pflanze ein. Er verzauberte mich.

Gleich neben dem Veilchen stand ein Gänseblümchen. „Warum riechst Du nicht?“ fragte ich. „Ich weiß es nicht; ich blühe, das ist mir genug“, antwortete die weiss-gelbe Blume.

Nun wandte ich mich wieder dem Veilchen zu. „Und Du, warum verkriechst Du Dich so unscheinbar im Gras? Du duftest doch so schön. Warum wirst Du nicht so groß wie die Tulpen und Narzissen?“

Ein zartes, frohes Lachen kam aus dem Gras: Ich blühe, ich darf blühen. Ist das nicht wunderschön! Jeder blüht hier, wie es ihm bestimmt ist.“

Beschämt richtete ich mich auf. Nach wenigen Schritten stand ich vor einer Gruppe bunter Krokusse. Einige von ihnen waren noch halb verschlossen, andere hatten ihre Blütenblätter weit auseinander gefaltet.

„Ihr werdet bald verblüht sein,“ sagte ich traurig. „Macht nichts,“ flüsterten die Krokusse, „macht nichts. Nächstes Jahr kommen wir ja wieder. Aber noch blühen wir. Wir freuen uns, dass wir blühen.“
Ein Raunen ging durch den Garten: „Wir blühen, wir blühen, wir freuen uns, dass wir blühen!“ Die Tulpen sagten es den Narzissen, die Osterglocken den Primeln, die Forsythiendolden den Haselwürstchen, Weidenkätzchen und Magnolienknospen: „Wir blühen, wir blühen; wir freuen uns, dass wir blühen…“

Ihre Frühlingsfreude ergriff mich. Wie angesteckt und tief erfüllt davon streckte ich die Arme der Sonne entgegen: ich bin, ich bin… ich freue mich, dass ich lebe.

Lebensfreude
Bild: Patientin S.

Das Bild der Pat. S. mit ihrem Text zeigt m. E.
die Präsenz und Lebendigkeit im „Hier und Jetzt“,
trotz der Bedrohung durch die Erkrankung.

Achtsamkeitstraining beinhaltet einen Handwerkskoffer voll hilfreicher Werkzeuge die wir je nach Bedarf und Zugang auch mit kreativen Medien, wie Imagination, Malen, Bewegung und Tanzen in der Therapie nutzen können.

Gerne unterstütze und begleite ich Sie in Ihrem individuellen Prozess der Krankheits,- sowie in der Trauerbewältigung und Ihren Sorgen und Nöten.

Ihre
Anne Geis