Wir sind "einfach da, wenn man uns braucht!"

Pexels / pixabay.com
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Das Leben stellt uns oft vor Herausforderungen, insbesondere wenn eine Krankheit uns unmittelbar mit dem Tod bedroht. Im Angesicht dieser existenziellen Realitäten stellt sich die Frage nach dem Sinn unseres Lebens besonders intensiv.
Die Erkrankung, das mögliche Sterben, aber auch ein zukünftiges Weiterleben unter starken Beeinträchtigungen kann als zutiefst sinnlos empfunden werden.
Ein traumatisches Ereignis wird begleitet durch ein immenses Gefühl von Verlust. Oft werden einfach die verlorene Zeit und die nicht genutzten Möglichkeiten, die das Leben noch hätte bieten können, betrauert.
Eines der größten Verluste ist der Verlust von Sicherheit und das Herausfallen aus den Selbstverständlichkeiten des Lebens. Man hat erfahren, dass das Leben sich plötzlich verändern kann, mit einem anhaltenden Gefühl von Kontrollverlust und Hilflosigkeit.
„Wie soll es weitergehen?“ „Das bin nicht mehr Ich!“ „Habe ich wirklich gelebt?“ „Bin ich am Leben vorbeigegangen?“ „Was habe ich nicht zugelassen, mich nicht getraut zu erleben?“ „Konnte ich meine Lebensträume verwirklichen?“ „War alles sinnlos?“
Diese Fragen bergen tiefe Unsicherheiten und können zu einem zermürbenden Gedankenkarussell führen, dessen Bewertung stark von unserem gegenwärtigen Zustand abhängig ist.
Bei Ängsten, Schmerzen oder Depressivität überwiegen häufig die negativen Anteile, die Positiven werden eher selten empfunden.
Zudem bringt uns solch eine Lebensrückschau dazu, unsere bisherigen Überzeugungen in Frage zu stellen und wir werden mit der Notwendigkeit neuer Sinnfindung und Sinngebung konfrontiert.
Es erscheint aber umso schwieriger, Sinn wahrzunehmen, je umfassender die Betroffenheit ist.
Sinn-Erfahrungen sind sehr individuell und werden aus vielen großen und kleinen Quellen gespeist, bei denen wir uns als selbstwirksam erfahren können und eine gewisse Kontrolle über uns und unsere Situation erleben.

Dabei sind Sinn-Erfahrungen im alltäglichen Leben sehr bedeutsam für die Lebensqualität und die seelische Gesundheit, aber auch für den Wunsch in sehr schweren Lebensphasen weiterzuleben.
Doch unter der traumatischen Veränderung der Lebenssituation ändert sich unsere persönliche Sinn-Erfahrung durch den Fortfall von bisher empfundenen Sinnquellen. Das heißt, aus den positiven Bewertungen von Erlebnissen, Erfahrungen, Ziele, Wünsche und Träume in und für unserem Leben.
Denn von heute auf morgen ist nichts mehr wie es war, dieses allein zu begreifen ist ein harter Einschnitt im Leben. Der Alltag funktioniert nicht mehr, selbst funktionierende Beziehungen werden vor großen Herausforderungen gestellt, kurzfristige Entscheidungen müssen getroffen werden.
Die Sinnsuche ermutigt uns, uns mit unseren tiefsten Werten und Überzeugungen auseinanderzusetzen um künftig, bei aller Veränderung, danach zu leben und handeln zu können.
Es geht darum, sich selbst gut kennenzulernen und herauszufinden, was jetzt, unter den sich veränderten Umständen, unseren wahren Wünschen und Bedürfnissen entspricht und wie wir dies, mit den uns umgebenden Menschen, kommunizieren können.
Oftmals hören wir dann den Satz „Das Trauma muss intergiert werden…“, um einen Sinn in all dem verstörenden Geschehen zu finden.
Doch wie soll dies, angesichts der unfassbar grenzwertigen und erschöpfenden Erfahrung gelingen?
In schweren Zeiten können wir, mit Hilfe therapeutischer Begleitung, Bewältigungsstrategien neu entdecken oder erarbeiten, die uns ermutigen, uns nicht von dem Geschehen überwältigen zu lassen, sondern uns auf unsere inneren Stärken zu konzentrieren und Ressourcen zu entwickeln, Stress als Herausforderung und nicht nur als Belastung zu betrachten.

Das Ziel der Trauma -Integration ist die Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit, die durch die im Nervensystem entstandene Unausgewogenheit, eingeschränkt oder blockiert ist.
Nur im regulierten Zustand sind wir in der Lage Schlimmes aufzuarbeiten und nicht in einer Verdrängungs- oder Überlebensstrategie zu geraten, die uns langfristig weder körperlich noch seelisch dienlich ist.
Je mehr wir wieder in die Lage kommen, gut für uns zu sorgen, unsere jetzigen Bedürfnisse zu erkennen, uns angenehmen Dingen hinzuwenden, desto mehr fördern wir unsere Selbstregulation.
Sich auf lebensbejahende Aspekte zu besinnen, Lebensthemen zu integrieren, uns die Erlaubnis zu geben innere Verbote aufzugeben zugunsten vitaler, kreativer Impulse, kann dazu beitragen dieser belastenden Situationen lösungsorientiert zu begegnen.
Kleinschrittige Zielsetzung und das Erreichen von Etappenzielen stärkt die Selbstwirksamkeit, Werteüberprüfung und Bedürfnisartikulation verleiht Selbst- Bewusstsein und ermöglicht nicht nur die effektive Bewältigung von Herausforderungen, sondern beeinflusst auch die Art und Weise, wie wir unserem Leben wieder Sinn verleihen können.
Vielleicht gelingt es Ihnen somit nach und nach, in dem Schmerz und in dem Verlust, die Realität anzunehmen, offener zu werden für die Suche nach Möglichkeiten zum Handeln und auf eine Sinnhaftigkeit zu vertrauen.

Ich begleite Sie gerne auf diesem Weg!
Martina Klöttschen