Wir sind "einfach da, wenn man uns braucht!"

Ressourcenaktivierung

Ein Baustein in der Therapie von Krebserkrankungen und in der Krise

Foto: No longer here / pixabay.com

Die plötzliche Diagnose einer Krebserkrankung bringt unweigerlich eine existentielle Bedrohung und Angst mit sich. Im Angstmodus ist unser Gehirn blockiert und wir können nicht, oder nur eingeschränkt, auf unsere individuellen Erfahrungsschätze und die damit verbundenen Problemlösungskompetenz zurückgreifen. Hilfreich ist daher in der Therapie von Beginn an die Ressourcenaktivierung sowie die Fähigkeit zur Stressregulation zu verbessern.
Menschen besitzen unterschiedliche Ressourcen um mit den Höhen und Tiefen des Lebens umzugehen. Ressourcen sind Kraftquellen, die zur Entspannung führen und zur Erholung beitragen. Ressourcen sind aber auch Stärken, Fähigkeiten, Interessen oder Mitmenschen, die einem helfen, Probleme zu lösen und Krisen zu überstehen. Alles, was einem Menschen hilft sich wohlzufühlen und seine Bedürfnisse zu erfüllen, sind solche Kraftquellen. Manche sind uns leicht zugänglich und andere vielleicht in Vergessenheit geraten oder auch verschüttet. Das Erkennen und Nutzen eigener Ressourcen ist ein wichtiger Baustein zur Bewältigung einer Krebserkrankung und um mit den damit verbundenen Herausforderungen umzugehen.
Wir können unterscheiden zwischen:

Äußeren Ressourcen:

  • Materielle Dinge, wie Wohnung, Geld oder ein Auto
  • Arbeit
  • Natur, Tiere
  • Musik, Kunst, Kulturveranstaltungen

Sozialen Ressourcen:

  • Familie, Freunde, Partner oder wichtige Menschen in der sozialen Umgebung
  • Gruppen und Vereine

Persönlichen Ressourcen:

  • persönliche Eigenschaften, Stärken und Fähigkeiten
  • Wissen, Begabungen und Kompetenzen
  • Interessen; Hobbys und Sport
  • Überzeugungen und Werte
  • Glauben und Spiritualität
  • positive Erinnerungen
  • Hoffnung für die Zukunft

Um die Angstspirale und das Kreisen um die Erkrankung zu verlassen, ist es hilfreich sich mit den eigenen Ressourcen zu beschäftigen. Ich lade Sie ein sich einmal mit den folgenden Fragen zu beschäftigen:

  • Welche schönen Momente aus Ihrem Leben fallen Ihnen ein?
  • Wem fühlen Sie sich besonders verbunden? Welche Menschen sind Ihnen wichtig?
  • Was können Sie besonders gut? Was sind Ihre ganz persönlichen Stärken?
  • Wie haben sie es geschafft, Krisen oder schwierige Zeiten in ihrem Leben zu überwinden.
  • Wie können Sie diese Kompetenzen in der jetzigen Situation für sich nutzen?
  • Was hat Ihnen Freude gemacht? Welche Menschen waren daran beteiligt?

Wenn Sie mögen schreiben Sie alle Gedanken, die Ihnen zu den Fragen gekommen sind, auf und legen Sie sich eine persönliche Ressourcenliste an. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit immer wieder darauf. So haben Sie zu Zugang zu Ihren Kraftquellen. Die bekannte Trauma-Therapeutin Michaela Huber hat ein kleines Kartenset herausgebracht mit dem Titel „Ressourcium“. Hier sind hilfreiche Fragen auf je einem Kärtchen die zu positiven Erinnerungen anregen sollen.
In der Therapie gibt es eine Fülle von Möglichkeiten sich auch kreativ mit den eigenen Ressourcen zu beschäftigen. Auch können wir kreative Medien wie Imagination, Malen, Musik und Bewegung nutzen, um uns mit den Ressourcen beschäftigen, damit das Nervensystem sich beruhigt und der Stresslevel gesenkt werden kann.

Hier eine Geschichte zum Nachdenken, die ich gerne den Patienten in der Klinik, in der ich viele Jahre gearbeitet habe vorgelesen habe:

Der Indianer und die Wölfe
Ein alter Indianer erzählte seinem Enkel von einer großen Tragödie und wie sie ihn nach vielen Jahren immer noch beschäftigte.
„Was fühlst du, wenn du heute darüber sprichst?“ fragte der Enkel.
Der Alte antwortete. “Es ist als ob zwei Wölfe in meinem Herzen kämpfen. Der eine Wolf ist rachsüchtig und gewalttätig. Der andere ist großmütig und liebevoll.“
Der Enkel fragte: „Welcher Wolf wird den Kampf in deinem Herzen?“
„Der Wolf den ich füttere!“ sagte der Alte.
(Verfasser unbekannt)

Gerne unterstütze und begleite ich Sie in Ihrem individuellen Prozess der Krankheitsbewältigung und auch in der Trauerbewältigung, sowie bei Ihren Sorgen und Nöten.




Diagnose Krebs – existentiell bedrohlich und mit posttraumatischem Stress belastet

Foto: Martin Gebhardt / pixelio.de
Foto: Martin Gebhardt / pixelio.de

Obwohl eine Krebserkrankung heutemeist gut behandelbar ist, lässt sie für die betroffenenMenschen eine bedrohliche Situation entstehen, in der sie all ihre Kraft für die Bewältigung der Krankheit und ihren Alltag aufbringenmüssen. Sie befinden sich in einem triangulären Spannungsfeld: immedizinischen Bereich werden siemit der beängstigenden Situation der Chemotherapie und den Nebenwirkungen konfrontiert. Innerseelischmüssen sie sichmit der existentiellen Bedrohung auseinandersetzen. Auch ihre soziale Situationmit Familie, Freunden und beruflichemAlltag ist beeinträchtigt.

Aufgrund dieser Belastung geraten die Menschen häufig in eine körperlich-seelische Dysbalance (mit dem Gefühl der Hilflosigkeit und Überwältigung, Erschöpfung, Unruhe, Ängsten, Depression u.ä.).

Der Mensch besitzt drei Überlebensstrategien die ihm bei Gefahr zur Verfügung stehen: Kampf-, Flucht- und Erstarrungsmodus. Im Falle einer lebensbedrohlichen Krise reagiert das autonome Nervensystem und damit der Organismus blitzschnell mit:
Kampfmodus – Fight, mit Wut und Angriffslust oder
Fluchtmodus – Flight, mit Angst, Panik und Auf- und davon-Reaktion oder
Erstarrungsmodus – Freeze, mit Ich-bin-nicht-mehr-da-Todstellreflex, wenn Kampf oder Flucht nicht möglich sind.

Je nachdem wie bedrohlich die Erkrankung von dem Menschen wahrgenommen wird und welches Stressmuster aktiviert wird, verliert der Organismus die Fähigkeit zur Selbstregulation, das heisst, die Fähigkeit Spannungszustände zeitnah wieder aufzulösen und Stresshormone abzubauen. Das autonome Nervensystem bleibt in einer hohen Aktivierung, bzw. auf einem hohen Stresslevel, der letztendlich das Immunsystem weiter schwächt.

Was braucht es, um den Stresslevel zu senken und uns damit zu stärken?

An dieser Stelle ist es wichtig, den Menschen zu unterstützen, um:
• die Fähigkeit zur Selbstregulation zu verbessern, um posttraumatischen Stress abzubauen und damit den Organismus von zusätzlichen Belastungen zu entlasten
• den Kampfmodus zu stärken
• Ressourcen zu aktivieren
• Bewältigungsstrategien und Zuversicht in der aktuellen Situation zu entwickeln
• Selbstfürsorge und Achtsamkeit zu fördern
• multimodale Therapiesysteme zu nutzen
• nährende Kontakte zu fördern
• Imagination als heilsame Kraft nutzbar zu machen
• Kreativität anzuregen und den Fokus zu verlagern
• belastende und verdrängte Gefühle, z.B. über Malen und Bewegung zum Ausdruck zu bringen.




Malen als therapeutische Begleitung

Foto: Oliver Moosdorf / pixelio.de
Foto: Oliver Moosdorf / pixelio.de

Die Methode
In der Maltherapie-Gruppe haben die Patienten die Möglichkeit, je nach Bedürfnis zwischen Kreiden, Fingerfarben, Wasserfarben, Acrylfarben, Ton, etc. zu wählen. In der Regel gestalten die Patienten frei, wir haben jedoch auch die Möglichkeit, mit Musik, Themenvorgaben, Märchen etc., je nach Indikation und Fokus Struktur zu geben beziehungsweise Emotion und Phantasie anzuregen. Kreativität wird gefördert. Selbstwahrnehmung durch Zugang zu inneren Bildern und verdrängten Wünschen und Bedürfnissen wird möglich. Die Form der Gestaltung gibt dem Patienten Hinweise auf seine innere Struktur, auf Blockaden und Ressourcen. Spielerisch kann Zugang zu neuen Bild-Räumen gefunden werden. Mögliche Alternativen können im Sinne eines Probehandelns entwickelt werden. Blockierte Energie kommt in Fluss, neue Wege und Perspektiven werden eröffnet. Der Fokus wird vom Schmerz und Krankheit weg, hin zum kreativen Ausdruck gelenkt.

Für Mal- und Kreativtherapie werden weder Vorkenntnisse noch besondere Begabungen erwartet. Diese Therapie stellt vielmehr eine Möglichkeit bereit, einen persönlichen Ausdruck für die eigenen Gefühle zu finden. Die Therapeutin kann hierbei Anregungen und Hilfestellung geben.

Mal- und Kreativtherapie als heilender Faktor
Kinder greifen bei traumatischen Ereignissen, z.B. dem Verlust einer Bezugsperson, intuitiv zu bildhaften Mitteln, um das Erlebnis zu verarbeiten. Beim Zeichnen, Malen und im Spiel mit einfachen, selbst gefertigten Figuren wiederholen sie das Erlebte, tauschen Rollen und drücken ihre Wünsche aus.

Die meisten Erwachsenen haben im Laufe ihrer Entwicklung die Möglichkeit verloren, sich im gestaltenden Tun wieder neu zu erfahren und innerlich zu ordnen. In Zeiten starker innerer Spannung, in Konfliktsituationen und in Lebenskrisen stehen ihnen deshalb nicht genügend Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung. An die Stelle von natürlichen Gefühlsäußerungen treten dann oft körperliche und seelische Beschwerden. Die befreiende, heilende Wirkung der spontanen Darstellung wird in der Mal- und Kreativtherapie genutzt.

Ziele in der Mal- und Kreativtherapie:
• Aktivierung kreativer Kräfte und Stärkung des Selbstausdrucks
• Relativierung des häufig überhöhten Leistungsanspruches
• Erleben von Entspannung, Freude und Zufriedenheit
• Auseinandersetzung mit Schwierigkeiten und Problemen und chronischem Schmerz
• Verbesserung der Mitteilungsfähigkeit gegenüber anderen Menschen
• Kontakt zu den eigenen Empfindungen herstellen
• Verlagerung der Aufmerksamkeit vom Schmerz zum Erleben eigener Ressourcen im kreativen Prozess
• Entwicklung von Zukunftsperspektiven und Zielvorstellungen
• Stabilisierung der Persönlichkeit
• Steigerung des Selbstbewusstseins und Stärkung der eigenen Fähigkeiten Methoden der Mal- und Kreativtherapie
• Experimentieren mit Farbe und Ton
• Gestalterisches Arbeiten zu vorgegebenen Themen
• Geleitete Phantasie und bildnerisches Gestalten
• Gruppen- und Einzelarbeit
• Freies Malen, Umsetzen innerer Bilder und eigener Ideen
• Meditatives Malen