Wir sind "einfach da, wenn man uns braucht!"

Wer recht hat, gewinnt!

Stimmung
Foto: Dieter / pixelio.de

Das kennen wir alle: wir haben uns in Konflikte und Diskussionen verstrickt und jeder beharrt auf seinem Standpunkt in der festen Überzeugung im Recht zu sein. Auf dem Weg dies zu beweisen, wird erst diskutiert, dann mit Nachdruck verdeutlicht, Verbündete und Gleichgesinnte mobilisiert, bis hin zu handfesten Auseinandersetzungen. Wir sind ja schließlich auch im Recht und wollen dies verteidigen. In bester Überzeugung. Nach bestem Wissen und Gewissen. Und ausschließlich in bester Absicht. Und das muss doch der Gegner einsehen.

Solche Situationen entstehen überall, wo Menschen miteinander interagieren. Im Beruf, im Privatleben, in Familien, Ehen, Teams, Gruppen, Freundschaften, Geschäftsbeziehungen. Und im Zweifel gewinnt der Stärkere. Im Beruf somit der Vorgesetzte, in Familien die Eltern, in Geschäftsbeziehungen die Person mit der höheren Abhängigkeit usw. Und wenn gar keine Einigung erzielt werden kann, kommt es zu Trennungen, Kündigungen, gerichtlichen Auseinandersetzungen und anderen Eskalationen. Aber muss das so sein?

Konflikte entstehen aufgrund negativer Emotionen, welche durch unbefriedigte Bedürfnisse ausgelöst werden. Aus der Perspektive der jeweiligen Konfliktpartei gibt es nur den einen Weg die negative Emotion zu besiegen und in eine Bedürfnisbefriedigung zu gelangen. Wenn man diese Situation bildlich beschreibt, möchten beide Konfliktparteien in unterschiedliche Richtungen fahren, augenscheinlich sogar gegensätzlich. Und beide Konfliktparteien sind aus ihrer Perspektive nur in der Lage den jeweils bevorzugten Weg als einzige Möglichkeit zu sehen. Würde man jedoch von oben die jeweiligen Standpunkte der Konfliktparteien mit den jeweiligen Straßenverläufen betrachten, könnte beispielsweise erkannt werden, dass beide Straßen zum gleichen Zielort führen. Oder dass möglicherweise eine Straße Hindernisse aufweist, die nur aus der Sicht der anderen Konfliktpartei zu sehen wären. Vom jeweiligen Standpunkt betrachtet, haben somit beide recht.

Um tatsächlich zu einer konstruktiven Lösung und in einen Konsens zu gelangen, ist es notwendig, die Perspektive zu verändern. Nur den Standpunkt zu verteidigen, führt zu weiteren Verhärtungen und Eskalationen. Wenn also alle Konfliktparteien sich darauf einlassen, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, werden gänzlich neue Lösungswege sichtbar, was unterm Strich zu einer positiven Emotion und Bedürfnisbefriedigung bei allen Beteiligten führt.

Daher: Jeder hat recht aus seiner Perspektive. Und alle können gewinnen, mit der Perspektive des anderen.




(Richtig) Streiten macht gesund

Was Aikido damit zu tun hat

Foto: Helmut J. Salzer / pixelio.de
Foto: Helmut J. Salzer / pixelio.de

Aikido ist eine moderne Weiterentwicklung traditioneller japanischer Kampfkunst. Manchmal werde ich gefragt, warum ich als Therapeut und Familienberater eine solche Sportart betreibe. Davon abgesehen, dass es mir Spaß macht und für den Körper belebend wirkt, ist es so, dass Aikido eher als „Friedenskunst“ zu verstehen ist.

Tatsächlich habe ich Aikido erstmals 1982 als Teil eines Seminars zum Thema „Kommunikation und Streitkulturen in Familien“ kennengelernt. Ich fand es damals (und heute immer noch) faszinierend, wie ohne Worte dargestellt wurde, wie eine positive „win-win“ Konfliktlösung aussehen kann. Die Teilnehmer wurden damals ermutigt, einige einfache Übungen auszuprobieren; Dabei konnte ich spürbar im Körper erleben, wie es möglich ist, durch eine innere und äußere Haltungsänderung ein Gegeneinander in ein Miteinander umzuwandeln.

In der systemischen Praxis Dietkirchen gehört die körperliche Darstellung von Konflikten und deren mögliche Lösungsansätze zum Repertoire in der Paar- und Familienberatung.

Was hat „richtig Streiten“ aber mit Gesundheit zu tun?
Ungelöste Konflikte in Familien belasten Körper und Seele. Diese beiden Aspekte des Gesamtorganismus stehen in direkter Wechselwirkung miteinander. Positive Konfliktlösungsstrategien können einen wichtigen Beitrag leisten, um gesund zu bleiben oder insbesondere wieder gesund zu werden. Lebensenergie, die bislang durch psychische Belastungen gebunden wurde, wird dann frei gesetzt und steht den Selbstheilungskräften des Körpers wieder zur Verfügung.

Und was heißt nun „richtig Streiten“?
Der wichtigste Aspekt hierzu ist, dass die Beteiligten wissen, dass sie FÜR etwas streiten (nicht gegen), z.B. FÜR die Beziehung, FÜR die Familie. (Wir streiten NICHT, um Macht auszuüben, zu gewinnen, den anderen zu verletzen oder Recht zu haben.) Positiver Streit ist dafür da, um Standpunkte, Sichtweisen, Beweggründe, aber auch Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen und Lösungen von Differenzen auszuarbeiten. Wir wollen verloren gegangene Harmonie wieder herstellen. Dies schafft gegenseitiges Vertrauen, die Individualität der einzelnen Familienmitglieder wird geachtet und gefördert und es sorgt für Spannungsabbau im System und in den Individuen.

Weitere Hauptmerkmale vom „richtigen Streiten“ sind:
• Respektvoller Umgang auf Augenhöhe
• Dem anderen gut zuhören und sich in den anderen hinein versetzen
• Jeder redet über sich und seine eigenen Bedürfnisse, anstatt mit dem Finger auf den anderen zu zeigen.

Zu diesen sowie vielen weiteren Punkten sind schon ganze Bücher geschrieben worden, und vollständige Erklärungen würden natürlich den Rahmen dieses Artikels sprengen. Vielleicht halten wir dazu dieses Jahr einen Vortrag, oder Sie besuchen uns bei Bedarf in der Systemischen Praxis Dietkirchen?

Fazit: „Richtig Streiten“ lernen lohnt sich!
(Und unsere Aikido Schule in Diez freut sich über Interessierte!)